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Wieso geht eigentlich alle Welt davon aus, dass 24/7 bedeutet, dass man sein Leben samt eigener Persönlichkeit aufgibt? Dem ist mitnichten so. Nur weil man ein dauerhaftes Machtgefälle anstrebt, lebt ist man nicht 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr im Keller versklavt und hat keine eigene Meinung mehr. Es ist ein Lebensstil. Und ja, das Machtgefälle gilt immer. Das ist nicht unrealistisch. Auch in einer Ehe ist man immer verheiratet, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Egal ob man nun schläft, arbeitet, isst, dem Hobby nachgeht oder gemeinsam vor dem Fernseher rumgammelt. Man gehört zusammen - und dass BDSM dabei eine ergänzende Rolle spielt heißt doch nicht, dass man all diese Dinge in Ketten oder mit der Peitsche in der Hand verbringt. 24/7 heißt, dass man weiß, zu wem man gehört - und dass man sich, situationsentsprechend angepasst (Arbeitsplatz etc) hingibt, wenn die dominante Seite es wünscht. Lebt man dies in TPE, dann heißt das, dass der devote Part in seinem eigenständigen Handeln (das er selbstverständlich beibehält) nach dem Wunsch und Willen des dominanten Parts handelt. Hierfür ist allerdings tatsächlich mitdenken gefragt. Sicher gibt es auch Paare, bei denen der devote Part sich völlig zurücknimmt, Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Und in diesen Beziehungen werden dann eben sämtliche Entscheidungen, auch der Gang zur Toilette, Tagesgarderobe, Arbeitsplatz von Dom getroffen. Und wenn dies hierin involvierten Menschen das alle so möchten und mit dieser Lebensweise glücklich sind - dann sollte man ihnen nicht unterstellen, despotisch oder dumm-unterwürfig/meinungslos zu sein. Denn es gehört mehr als nur Despotismus dazu, über andere Menschen "zu herrschen", für andere zu entscheiden. Und es ist durchaus eine Frage der inneren Stärke und eine bewusste Entscheidung, sich so sehr in die Hände eines anderen zu geben. Grundsätzlich aber, da die meisten von uns ja nun keine Millionäre sind, gilt es, sein Lifestyle-D/s auch entsprechend realistisch lebbar zu gestalten. Wieso sub einen Arbeitsplatz verbieten, der ihm/ihr Freude bereitet, gesichert ist und gutes Geld einbringt? Nur um zu beweisen, dass ich dominant genug bin, dies zu tun? Das wäre nicht dominant, das wäre dumm. Wozu sub Hobbies untersagen? Sicher kann die dominante Seite zeitliche Grenzen setzen, denn sub sollte nicht mehr Zeit mit Hobbies verbringen als mit Dom. Aber warum sollte Dom sub etwas verbieten, dass ihn/sie glücklich macht, bei dem soziale Kontakte gepflegt werden, bei dem sub sich vielleicht sogar sportlich betätigt? Nur weil Dom etwas tun könnte heißt das doch noch lange nicht, dass er/sie es auch tut. Was hat Dom von einem/r unglücklichen sub? Kurzfristig vielleicht etwas Befriedigung. Aber langfristig sicher nicht sehr viel Freude. Soziale Kontakte vollständig zu unterbinden - das fällt wohl nur Menschen ein, die ein Problem mit ihrem Selbstwert haben. Doms mit Angst vor Konkurrenz. Doms, die Angst davor haben, die Freunde/Familie könnten sub Dom ausreden. Doms die sich ihrer sicher sind, haben so ein Verhalten nicht nötig. Hier und da sub bei sowas (Partys, Familienbesuche) einschränken, sei es aus Gründen der Bestrafung oder einfach, weil Dom sub in dieser Zeit für etwas anderes braucht - das ist das eine. Sub vollständig von der Umwelt "abzuschneiden" das andere. Das eine ist dominant, das andere nur dumm. Sub sollte intelligent genug sein, zu wissen, wem er/sie sich da unterwirft. Aber manchmal täuscht man sich. Dann sollte man die Möglichkeit haben, gehen zu können. Welche/r echte Dom möchte eine/n sub, der/die nur bleibt, weil er/sie keine andere Wahl hat? Dauerhaft wohl niemand, der wirklich bei Verstand ist. Leider ist es aber oft so, dass genau diese Dummdoms, die bei denen sub falsch ist, sub dann auch nicht gehen lassen. Darum sollte sub sich immer, egal was Dom will und tut, ein "freundschaftliches Hintertürchen" offen lassen. Einen Fluchtplatz. Niemand sollte, egal wie groß Liebe und Hingabe sind, so dumm sein, sich völlig von der Umwelt abschneiden zu lassen. Wahrt Euch wenigstens einen anderen Kontakt. Nur für den Fall.... Und wie gesagt: ein/e mitdenkende/r Dom wird sub niemals alle sozialen Kontakte untersagen. 24/7, TPE, Lifestyle-D/s - all das bedeutet nicht, dass ein Part sich dem anderen zuliebe aufgibt. Das bedeutet nicht, dass keine Liebe im Spiel sein kann, ganz im Gegenteil. Das bedeutet nicht, dass ein Part aufhört zu denken, eigenständig zu agieren. Es bedeutet nur, dass man BDSM auch lebt. Immer dann, wenn man es gerade einrichten kann. Dauerhaftes Machtgefälle, bis hin zu TPE. Aber selbst bei totalem Machtverlust ist es sub noch immer nicht erlaubt, das Hirn abzuschalten. Dom wünscht sich - in der Regel, die auch hier wieder durch Ausnahmen bestätigt wird - keinen unselbständigen Klotz am Bein der nur Arbeit macht, für den man alle Entscheidungen treffen muss. Ein kleines Kind am Rockzipfel seiner Mutter ist selbständiger als so manche/r sub in seinem/ihrem Kopfkino. Sub soll(te) Dom das Leben erleichtern und verschönern - und das funktioniert sicher nicht, wenn er/sie alle 2 min ankommt und nachfragt, ob er/sie atmen darf. Dom sollte nicht nur die Schwächen sondern auch die Stärken von sub (aus)nutzen können. Wenn sub also ein Finanzgenie ist, dann wäre es - selbst bei TPE - Blödsinn, ihm/ihr alles was mit Geld zu tun hat zu entziehen. Dies nur als ein Beispiel von vielen. BDSM ist - auch als Lebensstil - nichts anderes als gegenseitige Ergänzung. Der eine gibt, was der andere braucht. Das gilt für beide Seiten. Wäre sub mit seiner/ihrer Rolle nicht glücklich (Kurzfristiges jetzt mal ausgenommen ;) ) - würde er/sie sicher nicht auf die Idee kommen, BDSM als Lebensstil anzusehen, das dauerhafte Machtgefälle anzustreben. Es ist für beide Seiten ein Nehmen und ein Geben. Dom trägt die Verantwortung für sub, er/sie muss auf sub achten, ihn/sie beschützen - manchmal auch vor sich selbst. Jeder hat seinen Part inne - und ist genau damit glücklich. Erfüllung. Hier und da auch mal durch Zwang. Hier und da sicher auch durch feste Regeln und (drastische) Einschränkungen. Durch despotisches Verhalten, Schikane, Ausnutzen. Sich ausnutzen lassen. Weil eben das genau das ist, was man sich wünscht. Gegenseitige Ergänzung - ohne dabei das Hirn auszuschalten, Eigenverantwortung abzugeben, aufzuhören, mitzudenken. Es ist ein anderer Lebensstil, das sicher. Es ist ein drastischeres Machtgefälle als in "Stino"-Beziehungen, ganz bestimmt. Aber es ist ein Lebensstil mit dem man sich auseinandersetzen sollte bevor man ihn verurteilt. |
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